Heilig Abend Buddhistische Gebete umgeben mich. Räucherstäbchen senden ihre Rauchschwaden in die Luft. Ein Gong bringt die Luft zum vibrieren. In der Stille des Höhlentempels ist sonst nichts zu hören, als das Gemurmel der Nonne und die von den Gläubigen wiederholten Gebete. Es ist Heiligabend. Und auch, wenn ich in Deutschland Weihnachten noch nie in der Kirche war, bin ich nun im heiligsten Teil eines buddhistischen Tempels und lausche andächtig einer Nonne. Fast ist mir als würde ich Weihnachtslieder hören. Ja, es hört sich an wie "I wish you a Merry Christmas". Von wem ist doch diese amerikanische Weihnachtsschnulze gleich wieder? Weiter geht das Gebet, der Gong wird irgendwo geschlagen. Mystische Stimmungen kommen auf und "I wish you a Merry Christmas"... Moment mal, da paßt doch was nicht. So erreiche ich abends den Khao Yai Nationalpark. Bald sehe ich schon erste Schlangen. Aber leider nicht die erhofften Pythons, sondern Autoschlangen. Direkt aus Bangkok importiert! Offensichtlich hatte nicht nur ich die tolle Idee Weihnachten im Nationalpark zu verbringen. Na, toll. Zurück? Zu spät, zu weit. Also suche ich erst einmal eine Unterkunft. Das ist natürlich ein vergebliches Unterfangen. Als letzte und einzige Möglichkeit bleibt der Campingplatz, wo ich dann zum Preis eines schönen Zimmers mit Aircon in Bangkok ein Zelt, Schlafsack etc. leihen kann. Der Aufbau ist bei dem steinharten Boden und fehlenden Spannschnüren nicht einfach, aber letztendlich steht das Zelt und ich freue mich auf die Geräusche der Nacht. Der Urwald lebt! Und wie! Besonders die thailändischen Familien auf dem Campingplatz. Es herrscht ein Krach wie auf dem Rummelplatz. Zwar gibt es Schilder, daß Gitarren verboten sind (also zumindest schon mal besser als in Australien), aber offensichtlich gilt dies nicht für Trommeln! Irgendwann gegen 1:00 Uhr wird es dann wahrscheinlich zu kalt zum trommeln, denn ich merke, daß es nicht mehr Trommeln sind, die dieses Geräusch erzeugen, sondern mein zitternder Körper. Es ist saukalt! Und das mitten in den Tropen! So zittere ich mich denn durch die Nacht und schlafe erst ein, als die Sonne aufgeht und es gleich auch etwas wärmer wird. Aber der Schlaf währt nicht lange, denn dann wird über kräftige Außenlautsprecher Musik gespielt und ein endloses Geplapper beginnt. Ob es einfach nur ein Guten Morgen, ein Lobgesang auf den König oder sonst was ist, erschließt sich mir nicht. Ist mir auch egal, an Schlaf ist nicht mehr zu denken! Also Zelt abgeben und in die Natur. Aber es wird nicht besser. Zu viele Menschen lassen einfach kein Naturgefühl aufkommen. Zwar ist mir klar, daß 100m im Wald kein Thailänder mehr sein wird, aber ich denke an die nächste Nacht und fahre lieber auf eine Weihnachtsparty. Und eine Party ist das wirklich! Zwar nicht anläßlich von Weihnachten, wie mir eigentlich versichert wurde, sondern aufgrund der Tatsache, daß ein Zwanzigjähriger für ein Jahr Mönch wird. Es gibt freies Essen, Musik, daß einem die Ohren dröhnen und auch hübsche Tänzerinnen. Und das wenn man Mönch wird? Der Abend endet mit Karaoke. Was auch immer daran gefallen soll wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben! Na, auch so kann man Weihnachten verbringen - so ganz ohne Kanaster! |
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